Der zweite offene Realisierungswettbewerb FREIHAMPTON der KOOPERATIVE GROSSSTADT eG stellte die Frage, wie innerhalb der Regularien des geförderten Wohnungsbaus ein hohes Maß an Flexibilität – Wachstum und Schrumpfung – erzeugt werden und auf Ebene der gemeinschaftlichen Räume die Vertikale aktiviert werden kann.
Alles vor dem interessanten Hintergrund eines Bebauungsplanes, der mit seinem erklärten Wunsch nach einer offenen, eher kleinteiligen Bauweise bewusst zwischen einer urbanen und suburbanen Lesart schwankt.
Wir sind abermals überwältig von der hohen Teilnehmer*innenzahl, dem breiten Spektrum und der Durcharbeitungstiefe der angebotenen Lösungen. Mit der Publikation dieser Ergebnisse in ihrer Gänze auf unsere Homepage verfolgen wir in der Tradition wichtiger architektonischer Diskurse eine Philosophie des offenen Austauschs. In diesem Zusammenhang sei auch explizit erwähnt, dass die „Erforschung“ der mit der Auslobung gesetzten Thesen bis zu deren kritischer Hinterfragung – wie in der Auslobung selbst beschrieben – im Sinne des offenen Wettbewerbs in hohem Maße gewürdigt wird.
Die Entscheidung für einen eindeutigen ersten Preis kristallisierte sich über die gesamte Dauer der insgesamt über 27-stündigen Jurysitzung verteilt auf 3 Tage sukzessive heraus:
Die Kombination aus programmatischer Schärfe, klassischen Qualitäten eines flächeneffizienten aber räumlich großzügigen Wohnens und vielversprechende Ansätzen von „atmenden“ – also nicht starren – Wohnungszuschnitten bei gleichzeitig hoher Realisierbarkeit gab den Ausschlag für das einstimmige Votum zugunsten der Einreichung von Nikolas Klumpe. Im Text der Jury wird dies wie folgt gewürdigt:
„Das Projekt verlagert die Forschung jenseits von plakativen Formen des gemeinschaftlichen und Flexibilität ausstrahlenden Wohnens hin zu einem subtilen, architektonisch und technisch aber bereits sehr präzisen Austarieren der programmatischen Bezüge und Beziehungen. Es arbeitet dabei an einer Neuinterpretation des gewöhnlichen Treppenhauses zu einem räumlichen Leistungsstrang für Gemeinschaft und Flexibilität und sucht damit eine fast prototypische, verallgemeinerbare Lösung.“
Mit den drei gleichrangigen Projekten, die mit je einem dritten Preis ausgezeichnet wurden, würdigt die Jury dezidiert forschende und deutlich radikal vorgetragene Ansätze. Im konkreten Falle erfolgte dies in Kenntnis der vielfältigen Aspekte, die im Moment noch einer Realisierung im Wege stünden und erst noch einer dahingehenden Optimierung bedürften. Fach- und Sachpreisgericht teilten diese Lesart zugunsten einer experimentellen Haltung. Mit den vier gleichrangigen Projekten, die mit je einem vierten Preis ausgezeichnet wurden, würdigt die Jury die Breite und Unterschiedlichkeit der angebotenen architektonischen Ansätze und ihrer sehr spezifischen, sehr klaren und nachvollziehbaren Interpretation genossenschaftlichen Wohnens heute.
Das Preisgericht war folgend besetzt:
Fachpreisgericht:
Prof. Verena von Beckerath (Vorsitzende)
Florian Summa
Prof. Anna Viader
Prof. Jan de Vylder
Sachpreisgericht:
Reem Almannai
Christian Hadaller
Tanja Seiner
Hier das Protokoll der Preisgerichtssitzung.
Foto: Sebastian Schels