Der Wohnungsbau in München boomt und steckt doch in einer Krise: Einer Qualitäts- und Versorgungskrise. Die Qualität des Wohnungsbaus ist im Kern eine gesellschaftliche Frage, deren Antworten aber immer im Gebauten selbst liegen und die folglich in der Architektur, der Stadtplanung und den Besitzverhältnissen gründen. Erst auf der Grundlage von wirklich guten Wohnbauten und guten Stadtquartieren sind die erwünschten sozialen Interaktionen und somit demokratischen Qualitäten des städtischen Lebens für alle möglich. Wir stellen fest, dass es im Zuge der derzeitigen Produktionsbedingungen kaum gelingt, diese Qualitäten anzubieten.
Die Diagnose ist so einfach wie ernüchternd: Der boomende Markt treibt in München gesichtslose, profitbasierte und profitberechnete Schemabauten voran. Bedingt durch einen hohen Regulierungsgrad und geringe Investitionen in innovative Wohnkonzepte weist der Markt eine große Uniformität auf. Er generiert dabei weder eine ausreichende Anzahl an dringend benötigten Wohnbauten – insbesondere leistbaren –, noch genügen die realisierten Bauten den notwendigen räumlichen, sozialen und gestalterischen Ansprüchen. Gleiches gilt für den Maßstab neuer städtischer Quartiere.
Ein seit über 100 Jahren in ganz Europa und auch in München bewährtes Prinzip einer nachhaltigen Stadtentwicklung ist der genossenschaftliche Wohnungsbau. Er vereint vieles, was dem freien Wohnungsmarkt im Moment fehlt: Höchste soziale und architektonische Ambitionen, einen verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen Raum und Geld sowie eine zeitlich unbefristete Verpflichtung gegenüber den Bewohnern und der Öffentlichkeit. Es handelt sich hier im besten Sinne um ein basisdemokratisches und soziales Shareholder-Prinzip.
Die Stadt München teilt diese Haltung gegenüber dem Genossenschaftsprinzip und hat sich dazu verpflichtet, mindestens 20 % der zum Verkauf stehenden städtischen Grundstücke an Genossenschaften zu vergeben. Es gibt aber im Moment neben den traditionellen Genossenschaften, die lediglich ihren Wohnungsbestand verwalten, nur wenige aktiv bauende Genossenschaften. Deshalb KOOPERATIVE GROSSSTADT!